Marie Johann

 


 Aus tiefster Seele


M a r i e  J o h a n n



E i n s

In einer der vielen Engelsbotschaft, die mich schon seit vielen Jahren begleiten,  begann der Text mit den Worten: "Stelle dich ins Licht." Meine Augen blieben einen Atemzug zu lang an dieser Zeile hängen. Und von den Worten berührt, war es dieser eine Gedanke, der mich zum Nachdenken anregte. Denn die Bedeutung der Worte ist zwar leicht zu verstehen, was aber machen all jene Menschen, die versuchen dem Licht hinterher zu laufen und  die es nicht erreichen? Denn was, wenn der Schatten so viel größer ist - und der wie ein Fleck, der an einem klebt, als noch unerledigte Aufgabe. Unlösbar. Nicht abschüttelbar.

Vielleicht, hilft dann nur Rückwärtsgehen. Denn die Unruhe nach dem unerreichbaren Augenblick, er wird fühlbar weniger und die Traurigkeit schenkt keine Tränen mehr, weil sich ihr Dasein in der Zeit verliert. Die Sehnsucht aber, stark in ihrer bloßen Anwesenheit - und die Gottes Gnade näher ist, als jeder Wunschtraum sonst, hat die Kraft, der Hoffnung den Weg vorzubereiten. Ein jeder Sehnsuchtsmensch, der sich klaglos in Geduld üben kann und in der Zeit einer quälenden Leere auszuharren gelernt hat, wird eines Tages dafür reich belohnt.

Die Leere, an dessen Ende wir nicht glauben können  - und die uns manchmal zweifeln lässt, an einen Sinn, der uns weiterführen wird, und der uns durch die dunkle Zeit begleitet; diese Leere, sie füllt sich langsam wieder auf. Diese Leere, die wir spüren ist in Wahrheit nur ein - nie mit Tränen getränktes Tuch, das sich über das Leben eines Menschen legt. Eine wirkliche Leere kann es nicht geben; auch wenn wir das zuweilen so empfinden mögen. Denn in all den Lebensjahren, haben sich Erinnerungen angesammelt; gute und weniger gute, die uns im Gedächtnis bleiben und manchmal auch in Vergessenheit geraten - und die unser  Leben färben. In den weniger guten Erinnerungen, liegen die schmerzvollen Erfahrungen, die für uns eine Chance bedeuten, dass wir etwas aus ihnen lernen können. Und auch diese hässlichen Bilder in uns, die uns manchmal sehr betroffen machen, sie gehören zu unserem Leben dazu,  so wie die schönen Momente auch, denen wir aufgeschlossen folgen.

Dieses Tuch, das uns manchmal nichts mehr fühlen lässt oder nur noch eine erahnte Leere, die sich in uns auszubreiten scheint - und die uns unangenehm auffällt, weil sie unsere Lebensfreude verdeckt;  dieses Tuch, es wird sich wieder zurückziehen. An irgendeiner Stelle auf unserem Weg durch die Zeit, wird uns das Leben dazu auffordern, unsere verletzbare Seite zu zeigen.  Es wird von uns verlangen, dass wir hinschauen - dass wir den Schmerz fühlen und aushalten,  so dass wir sie nicht mehr ignorieren können und versuchen, ihn mit Schweigen zu überspielen. Dann zeigen sich aufs Neue, erlebbare Erfolge, die unsere Lebensschritte wieder fester werden lassen - und den Abdruck der Fußspur, tiefer.

Wir hinterlassen alle eine Fußspur, denen andere folgen können. Und erst, wenn diese Spur endet - und wir keinen Abdruck mehr finden, ist ein Mensch fortgegangen. Ein Mensch, von dem wir Abschied nehmen müssen. Vielleicht ist die Traurigkeit, die wir dann empfinden, besonders nah in unserem Leben, wenn wir Menschen verlieren, die wir lieben haben - und wenn wir begreifen, dass wir ihren Spuren nicht mehr folgen können. Eines aber, das wird immer bleiben: Die Liebe. Die Liebe, die wir im Herzen fühlen und die uns auch in Zukunft, welchen Weg wir auch gehen mögen, begleiten wird.

Der Schatten, der so viel größer war und der wie ein Fleck, als noch unerledigte Aufgabe an einem klebte, wird nun kleiner und beginnt sich zu lösen. Allein die Kraft der Sehnsucht, vermag uns über Berge hinwegzuhelfen. Felsige Gesteinsbrocken, die uns zuvor unüberwindbar den Weg versperrten, werden mit jedem Schritt den wir gehen, so wie ein Stein - mutig von uns abgetragen.

Rückwärtsgehen, das bedeutet zuweilen, diese pochende Sehnsucht in der Seele auszuhalten und sie besser spüren zu können. Und die Traurigkeit, die sich dann erst einmal verliert und keine Tränen mehr zu geben hat, sie bringt das Licht so viel näher an uns heran. Unser Blick ist nicht mehr betrübt durch die Schreckensgespenster, die uns anspringen und die wie ein Schleier vor den Augen, den Blick verhüllen. Der scharfe Wind, er  nimmt uns nicht mehr den Atem. Wir können uns im Rückwärtsgehen kraftvoll gegen ihn stemmen und trotzdem atmen, weil er unser Gesicht mit seiner Wildheit nicht gefangen nehmen kann. So können wir durchhalten. So können wir abwarten,  bis der Sturm des Lebens sich beruhigt hat. Und zieht der Sturm vorüber, so werden auch die Gespenster, die uns von Zeit zu Zeit erschrecken wollen, endlich von uns ablassen und weiterziehen.

Irgendwann - und zumeist unauffällig, verändert sich der Prozess, der uns dazu drängt, von neuem zu drehen; und wir beginnen, uns mit den Schritten statt rückwärtsgehend - nun wieder vorwärtslaufend fortzubewegen. Der Impuls, übermächtig - und damit nicht mehr zu unterdrücken, er lässt uns einen Fuß vor den anderen setzen. Lebensschritte, die uns vertraut sind, sie führen uns in das Licht. Liebevolle Gedanken und zarte Gefühle - auch sie, helfen uns dabei. Sie unterstützen uns darin, dass wir dem Licht entgegen gehen. Und manchmal, da hilft auch ein lieber Mensch, der uns einfach nur bei der Hand fasst und ohne Scheu - kraftvoll und beherzt in das Licht zieht. Ein lieber Mensch, der uns umarmt und festhält.

Auch wir, können einen Menschen ins Licht mitnehmen; auf die Sonnenseite des Lebens. Wir können diesen Menschen, den wir umarmen und festhalten, bei der Hand fassen - und ihn in das Licht hineinziehen. Jeder von uns kann das, wenn das Herz dazu bereit ist.


19. Mai 2018




Z w e i

Die Liebe, ist und bleibt die große Kraft, die uns auch in dunklen Zeiten weiterhilft und wenn wir uns verlassen fühlen. Sie entzündet das Licht der Hoffnung und hält die Flamme am leuchten, damit wir nicht mutlos werden, wenn etwas als aussichtslos erscheint. Dieses kleine Licht, so unscheinbar für jeden einzelnen von uns - und doch bedeutungsvoll in seiner Aufgabe, dass wir den Glauben an das Gute nicht verlieren sollen. Denn manchmal, wenn wir uns auf dem Weg des Lebens in eine dunkle Sackgasse verirrt haben und aus der wir uns herauswinden müssen, dann ist es dieses kleine - unscheinbare Licht, das die Umgebung erleuchtet und uns daran erinnert: Dass an irgend einer Stelle und meist gut versteckt, der Hoffnungsschimmer verborgen liegt.

Es ist die Kraft der Liebe, die uns hilft durchzuhalten, wenn die Unsicherheit uns über unebene Wege stolpern lässt, die unvorhersehbar und beschwerlich zu gehen sind. Doch die meisten Wege, sie verzweigen sich irgendwo an einer Stelle, die von uns eine Entscheidung fordert. Die Entscheidung, welchen dieser Wege wir fortsetzen wollen. Und für welchen Weg wir uns auch entscheiden mögen, es bleibt ein Weg, der zum Ziel führen kann. Der bequemste Weg, er muss nicht der bessere Weg sein; denn auf diesen Wegen lässt sich nur wenig entdecken und auch nicht viel lernen. Der unbequeme Weg dagegen - der Mut, Kraft und auch Kreativität erfordert, und der die Liebe zum eigenen Leben manchmal auf eine harte Probe stellt, er gibt uns die Chance, Erfahrungen zu sammeln, die uns anders reifen lassen; die uns stark machen - und die uns eine Tiefe im Leben erreichen lassen, die andere Menschen auf bequemen Wegen vielfach nicht erfahren.

Es sind die Tränen, die bei all der Anstrengung - das, was nicht zu uns gehört, wegspülen und die den Blick für das Wesentliche in unserem Leben frei geben. Und auch, wenn unser Weg vorbestimmt ist und mit ihm, die vielen Aufgaben, die wir zu erledigen haben - so liegt es auch an uns selbst, das Gepäck und die Begleitung für die Reise durch das Leben auszuwählen.

Es ist oftmals sehr schwer, den Sinn zu erkennen, der in einer Begegnung, einer Situation und einer Aufgabe liegen. Und manchmal, da begreifen wir den tiefen Sinn erst sehr viel später; gelegentlich aber, erschließt sich der Sinn uns nie. Es bleibt ein Geheimnis, warum dieses und jenes geschehen ist - und warum es sich unserem Einfluss entzogen hat.

Eines aber, das ist gewiss: Jedes noch so kleine Mosaiksteinchen, es  gehört zu unserem Leben dazu, auch wenn wir es für nicht wichtig erachten. Auch dieses Steinchen, es  passt in unser Bild, so wie all das, was wir an uns sehen und anfassen können. Es ist immer der Moment im Jetzt, der die Dinge anzieht, die zu uns passen - und die solange bei uns bleiben, bis sich unser Leben verändert. Es ist ein Prozess, der sich zumeist durch das ganze Leben zieht und unbemerkt ereignet. Es gibt aber auch jene Prozesse im Leben, die besonders tiefe Spuren hinterlassen - und die uns erbarmungslos zu einem Richtungswechsel drängen. Eine unfreundliche Aufforderung,  dass wir unser Leben überdenken sollen,  wenn sanfte Hinweise nicht wahrgenommen oder missachtet werden. Denn die größte Aufgabe im Leben, die wir alle zu meistern haben, ist das Annehmen können. In dem Augenblick, wo wir das begreifen und es zulassen, die zu akzeptieren,  was zu uns gehört oder auch, was wir loslassen und gehen lassen müssen, wird der Weg sehr viel leichter für uns. Und auch, wenn das dort erkannte Bild, das wir zu sehen bekommen nicht gefallen mag,  so kann  der große Weg, der im Grunde zu uns selbst führen soll - auch mit unbequemen Wegstrecken verbunden, am Ende dennoch eine erfüllende Zeit gewesen sein.

Die Fähigkeit, als Mensch zu sich selber stehen zu können, bedeutet auch, sich von seiner Sehnsucht leiten zu lassen. Die Sehnsüchte, sie  sind der beste Kompass, den wir in unseren Herzen tragen; und die Sehnsüchte, sie sind unsere größte Motivation; sie sind aber auch unsere schmerzvollsten Themen, die unsere Seele mit uns als Mensch erleben möchte.

Es ist die Kraft der Liebe, die uns das aushalten lässt.


06. Juni 2018

 

 

 

D r e i

Den liebevollen Werten des Herzens zu folgen und den eigenen Weg zu gehen, ist hin und wieder mit schweren Konflikten verbunden, die uns in der Entwicklung zurückwerfen, oder aber daran hindern in unserem Leben vorwärts zu kommen. An dem Kraftakt, dass wir uns für unseren Weg entscheiden - können wir wachsen, andernfalls zerbrechen. Und - wir können in der geführten Auseinandersetzung, die einem Freiheitskampf ähnelt, die Kontrolle erobern und uns den fremden, tonangebenden Weisungen entziehen - oder aber den Kontrollverlust hinnehmend und bis zum Ende beklagen und die innere Haltung zu unserem Leben aus den Augen verlieren. Es liegt an uns, an jeden einzelnen selbst, die Regie für das Drehbuch des Lebens mitzugestalten - und die Rolle, die uns zugeteilt wurde mit Leben zu füllen. Es liegt an uns selbst, die Rolle so zu spielen, wie wir sie am besten darbieten können und aus tiefsten Herzen präsentieren möchten. Zugegeben, das ist oft sehr viel leichter gesagt als getan, denn die Umsetzung erfordert eine große Portion Selbstvertrauen. Und es bedeutet auch, dass wir uns den vielen Kämpfen stellen müssen, die wir nicht nur mit der eigenen Persönlichkeit austragen, sondern viel mehr noch - dass wir sie mit anderen Menschen, die uns nahe stehen und die uns weniger nah sind, führen müssen.

Vielleicht liegt hier der Grund, warum viele Menschen den Kampf um die eigenen, wahren Wünsche und Träume ihres Lebens so sehr scheuen - und warum sie liebend gerne die Regie für das Leben einer anderen Person übernehmen. Manchmal, versuchen sie das Leben eines anderen Menschen, geschickt oder weniger geschickt und zu ihren Gunsten, zu beeinflussen; jedoch für sich selbst zu schauen, was das Buch des Lebens an spannende Kapitel  für sie bereit hält, das vermögen sie eher nicht. Es wird immer Menschen geben, die ihrem Herzen folgen und den Träumen entgegenlaufen möchten, doch sie können sich nicht durchsetzen; sie finden keinen Zuspruch oder ihre Versuche, den eigenen Wünschen und Träumen auf die Spur zu kommen, missglücken - so dass sie irgendwann, enttäuscht vom Leben und ihrer Mitmenschen, entmutigt aufgeben. Niemand sagt und zeigt ihnen, wie sie es besser machen können; und niemand bestärkt sie darin, sich wieder in Bewegung zu setzen, um nach ihrem ersehnten Leben zu greifen. Und es tut so unendlich weh, wenn wir selbst, viele Jahre später dann, neben Menschen aufwachen und erkennen, welche Träume sie hatten und welche Wünsche - die sich nicht leben konnten; schlimmer noch, dass ihnen die Zeit für ihr eigentliches Leben nicht mehr bleibt. Das Leben sehr vieler Menschen, es würde oft ganz anders gelebt, wenn sie den Mut dazu finden täten - und sich dem ursprünglichen Kampf in ihrem Leben zu stellen. Doch das wissen wir leider erst viel zu oft, wenn der Winter vor der Tür steht und in unser Leben zieht. Manchmal folgt noch ein Frühling; ein kurzer Frühling, dem kein Sommer mehr folgt - der uns aber einen kleinen Herzenswunsch erfüllen kann.

Die Regie übernehmen zu wollen, für einen anderen Menschen - das führt immer wieder zu einer Disharmonie, die der einen Seite nicht gut tut und der anderen Seite, eine nicht zugestandene Macht vortäuscht. Die Übergriffe in das Leben eines anderen Menschen, die manches Mal dazu dienen, diesen Menschen beherrschen zu wollen; ihn mit unguten Gefühlen zu bepflastern und eine Traurigkeit in das Leben dieses anderen Menschen zu zeichnen, sie sind ein schwachherziger Versuch, sich vor den eigenen Aufgaben des Lebens zu drücken - und das eigene Leben nicht gestalten zu müssen. Diese eigene Mutlosigkeit dem Leben gegenüber, wird von diesen Menschen auf andere übertragen, wenn der geführte Lebensstil unzufrieden stimmt - und wenn sie die Erfüllung ihrer Sehnsüchte mit trüben Gedanken blockieren oder aufgeben und für nicht realisierbar halten, anstatt den Kompromiss dafür zu finden.

Es sind zumeist Menschen aus dem Umfeld, vertraut und weniger vertraut, die uns abwerten, verspotten und verurteilen. Und leider auch, gelegentlich mit der Absicht dahinter, den anderen mit diesem Verhalten verletzen zu wollen, um das eigene Selbstwertgefühl aufzupolieren. Es sind Menschen, die in ihrem Geltungsdrang, selbstherrlich und zuweilen vorteilsüchtig - unsere Entscheidungen nicht verstehen können; manches Mal, auch nicht gut heißen und akzeptieren wollen. Sie ziehen uns dann mit dem Gewicht ihres Unverständnisses in die Tiefe. In eine Tiefe, aus der es viele Menschen nicht mehr herausschaffen und die unglücklich - und sich nicht wehrend, dort ihr ganzes Leben verbringen. Vielleicht fehlt ihnen der Glaube an die eigene Stärke und an die eigenen Fähigkeiten, mit denen sie ihr Leben entsprechend ihren Wünschen gestalten könnten.

Es sind Menschen, die hasenherzig und dem Leben gegenüber, oft ablehnend eingestellt sind - und die kein selbst beherrschtes Leben führen. Sie halten andere Menschen mit ihrer Ängstlichkeit fest.  Manchmal  tun sie Dinge, die sie nicht tun wollen - und sie unterlassen jene Dinge, die für ihr Leben bestimmt sein könnten. Warum sind wir mit Talenten und Fähigkeiten gesegnet, wenn wir diese nutzlos verkümmern lassen - und die uns das Leben ermöglichen, von dem wir träumen? Die Befürchtungen der Menschen, die mit ihrer fehlenden Zuversicht an das Gelingen von guten Taten zweifeln - und was alles passieren könnte, sie sind oftmals nur schwer zu ertragen. Ja, sie tun dies oft aus Unwissenheit oder aus der Hilflosigkeit heraus; aber leider auch - und dies nicht selten, aus Bequemlichkeit heraus. Sie brauchen damit keine Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen, wenn ihnen der Wind für die Segel fehlt, der sie vorwärts bringt. In dieser Position auszuharren, erfordert meist den geringsten Widerstand und die damit verbundene Anstrengung, das Leben zu gestalten;  es erfordert aber auch den größten Verzicht und die damit verbundene Einengung auf ein selbstbestimmtes Leben. Diese Menschen wählen den Weg der Sicherheit und wollen nahezu jeden auf diesen Weg ziehen, der ohne Berührungsängste, das eigene Leben in all seinen Facetten spüren und erleben will.

Dem Ruf des Herzens nicht zu folgen, bedeutet allerdings von Zeit zu Zeit, einen noch viel härten Kampf - auch gegen sich selbst - zu führen. Und nicht selten, enden diese zwischenmenschlichen Gefechte in einem Gezerre um die richtige Einstellung zum Leben, in einer bitteren Enttäuschung. Es geht um eine Ordnung, die jeder Mensch anders empfindet - und die jeder selbst, für sich und sein Leben finden muss, um dem Kompass in der Seele, der aus Sehnsüchten besteht - und die damit den Weg weisen, folgen zu können. Denn, was für den einen gut und richtig ist, muss für einen anderen noch lange nicht zielführend sein. Ganz im Gegenteil, hier könnte die Aufgabe versteckt liegen, diese Erfahrung selbst machen zu müssen, um sich dem Seelenplan entsprechend weiterzuentwickeln.

Manchmal, sind es gerade diese gefährlichen Reibungspunkte, die irgendwann zu einer Explosion führen und die all das wegsprengen, was unter Umständen nicht mehr zum Leben gehört. Vielleicht sind es Dinge, die wir mit schmerzlichen Erinnerungen verbinden und die wir loslassen müssen. Manches Mal, wird dabei etwas verloren gehen; etwas, das wiedergefunden werden will; etwas, das uns auf die Suche gehen lässt. Ein anderes Mal, wird etwas zerstört, damit wir in den Trümmern nach dem Gold graben - und um  das, was wir daraus neu erschaffen können, mit Liebe und Respekt  schätzen zu lernen.

Eine zerbrochene Lieblingstasse in den Müll zu werfen, das bedeutet, das Malheur zügig wegzuräumen und mit einer Träne im Auge, dies zu bedauern und meist schnell zu vergessen. Die Scherben aber aufzusammeln, um diese so gut es möglich ist wieder zusammenzusetzen, erfordert Zeit und die nötige Bereitschaft, sich dem Geschehen anzunehmen. Es darf vermutet werden, dass es nur sehr wenige Menschen gibt, die den Verlust einer zerbrochenen Lieblingstasse nicht verschmerzen - und diese zusammengesetzte Tasse lieber im Schrank zu stehen haben, als sie im Müll entsorgt zu wissen

Genau so, ergeht es auch vielen Menschen, die - wenn sie an den Aufgaben des Lebens scheitern, von anderen Menschen aussortiert und weggeworfen werden. Diese gezeichneten Menschen, sie sind in ihrer Verzweiflung und mit ihren sichtbaren Spuren, die an ein beschwerliches Leben erinnern,  oft unschön anzusehen. Man will mit den Sorgen des anderen nicht belastet werden und schaut lieber weg. Vom Leben aber gebrochen zu werden, durch unangenehme Situationen oder auch durch Weggefährten, die uns quälen und Wunden zufügen, damit wir sie uns nach langer Zeit der Mutlosigkeit, als Narben ansehen; sie sind vielleicht besonders dann für uns vorgesehen, wenn wir uns selbst nicht erkennen können; und wenn wir uns weigern, den eigenen Seelenplan umzusetzen. Hier liegt für viele die Chance verborgen, 'aufzuwachen' und das Leben intensiver wahrzunehmen. Es geht darum, das Leben so zu gestalten, dass wir unseren persönlichen Auftrag erfüllen können. Wir sollten diese unfreundliche Aufforderung des Lebens, als Hinweis verstehen, dass wir auf den 'eigenen' Weg zurückzukehren sollen.

Es ist gerade diese anstrengende Zeit, die uns dabei hilft, unsere Grenzen zu erfahren; andere  Möglichkeiten zu entdecken und frei zu werden. Die stärksten unter uns, sie nehmen diesen zähen Kampf als Herausforderung an und versuchen sich von all jenen Dingen zu befreien, die nicht zum Leben gehören - und wenn die  Last zu erdrücken droht. Wir treffen Entscheidungen, die anderen weh tun, damit wir 'unseren' Weg' gehen können. Das kann manchmal bedeuten, dass wir uns von anderen Menschen trennen müssen; auch nur zeitweise. Menschen, die in unser Leben eingreifen, um uns an der Verwirklichung jener Wünsche zu hindern, die uns besonders wichtig sind. Es muss uns dabei nicht interessieren, ob diese anderen Menschen, insbesondere wenn wir in ihrer Missgunst stehen, uns für fähig dazu halten oder ob sie unser Scheitern vorhersehen können. Denn es ist und bleibt 'unser Weg', den wir gehen müssen. Und diesen Weg, gehen wir sehr oft allein. Natürlich haben wir auch die Wahl - und wir können still stehen bleiben und abwarten. Wir können darauf warten, bis uns das Leben dazu zwingt - Lösungen zu finden. Wir können warten, bis wir lernen, ersatzweise, das hungrige Bedürfnis der Seele stillen. Wir können Monate warten. Wir können auch Jahre und Jahrzehnte warten. Doch mit dem Stillhalten, wird niemand das ersehnte Ziel erreichen, um seinen Sehnsüchten eine sichtbare Form zu geben. Nur die Bewegung - und mit offenen Armen den Wünschen entgegenlaufend, wird die Energie positiv aufladen und uns den einen oder anderen Herzenswunsch erfüllen lassen.

Es ist immer wieder spannend, einen Menschen in seiner Entwicklung zu beobachten und ihn auf seiner Reise durch das Leben zu begleiten, der auffallend mühsam in leuchtend bunten Farben rührt. Bunte Farben, für den eigenen Akzent gemischt, um seinem Leben den passenden und unverwechselbaren Anstrich zu geben. Dies mag anderen Menschen nicht so sehr gefallen, die lieber angepasst leben und auf weniger bunte Farben in ihrem Leben zurückgreifen. Menschen, die es nur schwer ertragen können, wenn die Freude eines anderen Menschen zum Ausdruck gebracht wird. Die schrecklichsten Momente der kreativen Lebensgestalter, sind wohl jene Momente, in denen andere Menschen,  unerschrocken und mit schwarzer Farbe im Leben eines Mitmenschen herum schmieren - und sich dabei gut fühlen. Diese Kreativen aber, sie wären nicht so stark in ihrem Wirken, wenn sie sich davon entmutigen ließen. Man muss manchmal, nur lange genug über die schwarzen Flecken malen, damit das eigene Lebensbild trotz alledem, in schönen und selbst gewählten Farben seinen besonderen Ausdruck finden kann.

Greifen wir also, beherzt in unsere Wünschekiste hinein und leben wir unsere Sehnsüchte. Finden wir den Mut dazu, unseren eigenen Weg zu gehen - und begegnen wir anderen Menschen mit etwas mehr Nachsicht für ihre Schwächen; und auch für ihren unbändigen Drang, ihr Leben selbst gestalten zu wollen. Und - gestehen wir ihnen zu, eigene gute aber auch schmerzhafte Erfahrungen machen zu dürfen, um an ihnen wachsen zu können. Denn sie sollen ihren Lebensauftrag erfüllen, für den sie diese Reise unternommen haben. Jeder Mensch, muss seinen ganz eigenen Sinn im Leben finden - und der ihn das werden lässt, was sich seine Seele von ihm wünscht. Jeder Mensch, sollte das tun, wofür ihm seine Fähigkeiten mitgegeben wurden, ohne ihn deshalb abzuwerten.

Das Leben selbst gestalten zu wollen, bedeutet nicht, in bereits zahlreich angefertigte Schablonen zu schlüpfen, die der Norm entsprechen. Es bedeutet nicht, sich anpassen zu müssen, sondern es bedeutet auch, eine eigene Schablone anzufertigen; wenngleich diese Jahre bis zu ihrer passgenauen Fertigung geformt werden muss. Es kann sein, dass gerade diese Schablone,  interessante Stellen beinhaltet, die anderen Menschen helfen und Orientierung geben können. Niemand hat das Recht, einen anderen Menschen deswegen zu verurteilen, weil er dem eigenen Seelenleben folgen möchte.

Gehen wir auf die Suche,  nach den liebvollen Werten unseres Herzens - und folgen wir ihnen, um unseren Weg zu gehen. Jeder, seinen eigenen - und doch gemeinsam, an der Hand eines lieben Menschen.


01. Juli 2018

 

 

 V i e r

Wir sollten das, was wir in unserem Herzen fühlen, glauben  -  und nicht das, was andere uns erzählen oder einflüstern wollen, um uns von unseren Träumen und Wünschen abzulenken oder gar fortzuziehen. Ein jeder von uns, trägt seine eigene Wahrheit im Gepäck der Zeit durch das Leben, die von anderen angenommen oder angezweifelt wird. Die Kunst des Lebens, sie besteht oft auch darin, den Gleichklang eines Menschen zu finden, mit dem wir diese Wahrheit teilen - und vielleicht auch leben dürfen.

Das, was wir in unserem Herzen fühlen, ist unsere eigene Wahrheit, die es zu vertreten gilt. Es ist die Wahrheit für unser Leben, nicht für die der anderen, denen wir gefallen sollen. Für unsere eigene Wahrheit, sollten wir einstehen und auch mutig kämpfen, damit wir unserem Lebensplan folgen können; ganz gleich, was andere darüber denken und sagen mögen. Denn es gibt sie wirklich, jene Wahrheit, die uns in das Herz geschrieben wurde, noch bevor wir den ersten eigenen Atemzug im Leben getan haben.


Wir müssen uns der eigenen Wahrheit stellen, wenn wir dem Leben eine unverfälschte Note geben möchten  -  und unser Leben als eine Chance für die persönliche Entwicklung begreifen wollen. Andere Menschen können nicht wissen, was sich unsere Seele von uns wünscht  -  und was unser Lebensplan noch im Verborgenen, für uns bereit hält. Ein Lebensplan, der sich oftmals erst später und damit Weg für Weg unserem Bewusstsein offenbart. Deshalb sollte die Herzensweisheit, die jeder Mensch besitzt und die uns durch das Leben führen will, vor allem anderen stehen. Die Wahrheit von anderen Menschen, sie sollte gut geprüft werden, bevor sie im blinden Vertrauen übernommen  -  und als die eigene Wahrheit verstanden wird. Denn, wenn das Herz seine Zweifel anmeldet, sind wir immer gut beraten, mit einem festen Blick hinzuschauen  -  und vielleicht auch eine eigene Wahrheit zu finden.  Manchmal, müssen wir uns dafür auf den Weg machen; wir müssen Fragen stellen  -  und auch auf weniger schöne Antworten gefasst sein. Und  manches Mal, tut uns die Wahrheit, die wir finden und die sich in unserem Herzen spiegelt  -  sehr weh. Doch auch diese Wahrheit, lässt uns wachsen und reifen, damit wir unserem Lebensplan folgen können. Und auch, wenn es unbequem wird, weil wir uns mit Themen in unserem Leben beschäftigen müssen, die für uns selbst  -  gelegentlich eine unangenehme Auseinandersetzung mit sich bringen, so haben diese ihre Bedeutung. Sie haben den Sinn, uns auf die richtige Spur zu bringen - und uns auf dieser Spur zu halten.


Vor der eigenen Wahrheit weg zu laufen heißt, das Leben nicht anzunehmen und einen Teil davon abzulehnen. Vielleicht jenen wichtigen Teil, der für unser Leben an Bedeutsamkeit gewinnen soll  -  und ein kraftvolles JA von uns braucht, um sich entfalten zu können. Wir alle möchten gerne glücklich sein und ein zufriedenes Leben führen. Mit einer einzigen Lüge aber, die uns bedrückt und die unser Herz traurig stimmt, ist das schwer möglich. Denn die Wahrheit, die nicht zu unserem Leben passt, kann uns in eine große Unordnung stolpern lassen. Und dieses  -  in eine große Unordnung zu stolpern, kann uns auch widerfahren, wenn wir uns eine Wahrheit nicht eingestehen wollen. Auch sie, kann ein bewegendes Durcheinander in unserem Leben verursachen  -  und uns bis in eine tiefe Lebenskrise hinein straucheln lassen, wenn wir den Bezug zur eigenen Wahrheit verlieren. Deshalb sollten wir uns nicht von anderen Leuten in Verwicklungen führen lassen. Denn die meisten Lebenswege ähneln einem Zickzackkurs, die schwierig genug zu meistern sind. Und diese Achterbahnfahrt durchs Leben, verlangt besonders in den Kurven  -  unsere ungeteilte Aufmerksamkeit, damit wir mit der Lebensgestaltung vorwärts kommen und unsere Ziele erreichen können.

Der Kopf, er hat oft viele Stimmen, die nahezu pausenlos daherreden und in unsere Gedanken hinein schwatzen. Und sie hinterlassen dabei ein quälendes Gefühl der Unruhe, die uns verunsichert und ratlos werden lässt, bis das Ego triumphiert. Das Ego, das uns versucht zu überreden, damit wir der Stimme des eigenen Herzens misstrauen. Denn das Ego will ein schnelles Ergebnis; die Stimme des Herzens dagegen, möchte eine verlässliche Basis für unser Vertrauen herstellen. Es ist nicht immer leicht, diese Stimmen, die viel zu oft und viel zu laut, wild durch unseren Kopf rauschen, zum Schweigen zu bringen. Besonders dann, wenn die Angst die Bühne betritt und Besitz von uns ergreift; wenn sie das Herz umschließt und es gefangen nimmt. Jeder, der dies belächeln mag, sollte sich fragen, wann er zuletzt die Stimme seines Gewissens wahrgenommen  -  und ihr vielleicht ausgewichen ist. Denn die Stimme des Gewissens, die unsere Gedanken durcheinander wirbeln - und die uns zur Ordnung ruft, damit wir ihre Mahnung bewusst überdenken; sie hat die Kraft, ein ganzes Vorhaben zum Scheitern zu bringen und getroffene Entscheidungen anzuzweifeln. Die Stimme unseres Gewissens, sie fordert uns immer wieder heraus - und sie fordert uns zur Ehrlichkeit auf. Sie hilft uns dabei, den richtigen Weg zu gehen.

Ein Mensch, der keine inneren Monologe zulässt, keine Selbstbefragung betreffend seines Lebens und seiner Entscheidungen durchführt; ein Mensch, der keinen Lebensrückblick riskiert  -  und sich nicht getraut, Lebensabschnitte daraus zu beleuchten und sich diese anzusehen, vielleicht auch zu hinterfragen, der wird sich mehr seinem Ego zu wenden, als der Stimme seines Herzens zu vertrauen. Der Preis dafür, sind ein unfertiges Leben mit ungelebten Träumen und unerfüllte Wünsche. Einen Traum zu leben oder sich einen Wunsch zu erfüllen, muss nicht unbedingt bedeuten, dass man viel Geld dafür braucht, um das eine oder andere in seinem Leben sichtbar zu machen. Es bedeutet vor allem, den Mut aufzubringen, um dieses oder jenes gewünschte Ziel anzusteuern und Wirklichkeit werden zu lassen. Ein Mensch, der sich nicht dazu überwinden kann, seine Fähigkeiten und Talente auszuleben und damit sichtbar werden zu lassen, wird ewig unter seinen Möglichkeiten bleiben  -  und  die Stimme seines Herzens überhören. Das Ergebnis sind Unzufriedenheit, Ziellosigkeit und damit verbunden  -  ein unerfülltes Leben. Es ist wie eine unvollendete Sinfonie, die niemals als ein Lied zu hören sein wird. Die Melodie des Lebens aber, komponieren wir selbst. Doch wenn wir anderen Menschen erlauben, dass sie in unserem Notensatz herum kritzeln können  -  oder wenn wir dies dulden, ohne uns dagegen zu wehren, dürfen wir uns nicht darüber wundern, wenn falsche Töne unsere Lebensmelodie verändern, die wir so, gar nicht spielen - und schon gar nicht hören möchten. Es sind beherzte Korrekturen angesagt, damit es "unsere Melodie" des Lebens bleibt. Eine vertraute Melodie. Es ist eine schöne, wohlklingende Melodie, die uns mit klopfendem Herzen - in den liebevollen Blick eines anderen Menschen schauen lassen. Sie ist ein perfektes Zusammenspiel zweier Melodien.

Diese vielen Stimmen im Kopf, die ein einziges, manchmal auch riesiges Chaos in den Gedanken auslösen, sie sind eine gelungene Täuschung von unserem Ego. Unser Ego, welches sich immer wieder und lautstark zu Wort meldet, um den Ton anzugeben. Das Herz aber, es hat nur eine Stimme. Sie ist zart, sanft und oft, leider viel zu leise. Diese eine Stimme wahrzunehmen, das bedeutet  -  ihrem Klang zu lauschen und ihrer Botschaft für uns zu vertrauen. Wir alle kennen das Gefühl, wenn uns das Herz bis zum Hals klopft - und wenn das pochende Herz, manchmal im ganzen Körper zu spüren ist; vor Freude oder aus Furcht. Es ist die Sprache des Herzens, die wir ohne Worte verstehen. Wir wissen es einfach, was uns mitgeteilt wird. Wir spüren es. Und manchmal eben auch körperlich. Meistens jedoch, ist die Stimme unseres Herzens sehr leise, kaum wahrnehmbar. Das bedeutet für uns, aufmerksamer zu sein und besser hinzuhören, bis wir den Klang erkennen, der uns friedlich stimmt. Dann hat sich die Stimme unseres Herzens durchgesetzt.

Es gibt keine bessere Ehrlichkeit, als die Stimme unseres Herzens, die uns unsere eigene Wahrheit näher bringen möchte  -  oder uns auch einfach nur warnen, vor einer falschen Entscheidung. Versuchen wir also  -  in dieser rasend schnellen Zeit, mehr Ruhe zu finden und lauschen wir der Stimme unseres Herzens. Hören wir ihr andächtig zu, was sie uns mitzuteilen hat - damit wir unsere eigene Wahrheit erfahren können. Und hören wir der Stimme unseres Herzens zu, wenn sie uns sagen möchte, wie wir die Spur für unseren Lebensplan finden. Denn in unserem Lebensplan, sind all die Wünsche und Träume enthalten, die sich wirklich erfüllen können, wenn wir unsere Wahrheit gefunden haben.

Vielleicht, können wir dabei einen weiteren Notensatz entdecken. Einen Notensatz, der unsere Melodie des Lebens mit einer warmen Klangfarbe bereichert  -  und der unsere Sinfonie sogar vollendet. Es kann sein, dass ein traumhaft schönes Zusammenspiel zweier Melodien auf uns wartet. Ein perfektes Zusammenspiel zweier Melodien, die wir manchmal - als die eine große Liebe, in unserem Leben erkennen.

Möge jeder für sich, den Mut zu seiner eigenen Wahrheit finden, um mit ihr - der einen großen Liebe für das Leben, zu begegnen.



09. September 2018